Bekannt wurde Scheventorf vor
allem wegen des Schicksals der schönen Anna von Hake,
aber die jahrhundertealte
Historie des Hauses ist auch ohne die traurig-schaurige Geschichte
interessant.
Die Anfänge des
Rittersitzes liegen im Dunkeln, indes findet das namensgebende
Geschlecht derer von Scheventorf erstmals 1252 und danach
häufiger in Osnabrücker Urkunden Erwähnung.
Wigger von Scevintorpe war vermutlich als Ministeriale im Dienst des
Bischofs von Osnabrück. Ministeriale oder auch Burgmannen,
zumeist adelige Ritter, sicherten die im elften Jahrhundert entstandene
fürstbischöfliche Iburg und das Kloster.
Bis in die Mitte des 14.
Jahrhunderts bewirtschafteten die Scheventorfs das Gut, das
früher in einer teils sumpfigen, schwer zugänglichen
Ebene lag und zusätzlich mit Türmen, massiven Mauern,
Wassergräben und Zugbrücke befestigt war. Auf einer
Karte von 1716 ist sowohl eine unmittelbar um die Burg gezogene Graft (Burggraben)
erkennbar als auch eine zweite, die sich nach Westen, also zur
Straße hin, zu einem großen Teich erweiterte. Das
Wasser für die schützenden Burggräben, die
in der Mitte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet wurden, kam aus
dem Glaner Bach (im oberen Bildbereich zu erkennen).
Als Johann von Scheventorf die
Wasserburg zunächst an Lubbert van Budde verkaufte, der sie
1365 an Ludwig von Hake veräußerte, blieb der Name
Scheventorf dem Gebäude und den damit verbundenen Rechten
erhalten. Fast 300 Jahre saß die Burgmannsfamilie Hake auf
Scheventorf; ihr Wappen ist noch heute am Gebäude erkennbar.
Ludwig Hake und sein Sohn Lübbert sollen als Obleute eines
Schlichtungsausschusses bei Streitigkeiten zwischen dem Domkapitel und
der Stadt Osnabrück erfolgreich vermittelt haben. Auch die
Hakenstraße in Osnabrück und der von einem Urenkel
Ludwigs 1476 gegründete Hakenhof (damals eine Armenstiftung)
verdanken ihnen den Namen.
Foto: H. Schmidt 2012
Und
die Hakes waren es auch, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts der Burg
Scheventorf die heutige bauliche Gestaltung gaben. In der rechteckigen
Burganlage dominiert das von üppigem Weinlaub
überwucherte Haupthaus am südwestlichen Rand (auf
dem Luftbild rechts). Auf massiven Fundamentresten eines
alten Wohnturms errichtete man das den Schönheitskriterien der
Renaissance verpflichtete Gebäude mit Empfangsdiele und Saal
im Hochparterre sowie Stube, Kammern und Küche. Anstelle des
heute vorgelagerten Stallgebäudes (auf
dem Luftbild links) sicherte früher eine
Burgmauer mit Wehrgang den Innenhof. Dieser Hof wurde besonders
prächtig gestaltet; vor allem der im rechten Winkel zum
Haupthaus liegende Verbindungsbau wird wegen seines
ungewöhnlich alten Fachwerks aus dem Jahr 1578
geschätzt. Die dort verbauten gebogenen Hölzer haben
Seltenheitswert.
Auf
drei steinernen Säulen ruht das Taubenhaus, das mit besonders
schmuckvollen Rosetten verziert ist. An den Zwischenbau schloss sich
früher ein Gefangenenturm an, der aber genausowenig wie
Pforthaus, Brauhaus, Pferdestall oder der große
Mühlenteich samt Garteninsel die Zeiten überdauert
hat.
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