Aktuelle Ausstellung  in Averbecks Speicher

Die diesjährige Schwerpunkt-Ausstellung zeigt die handwerkliche Leinen-Herstellung. 

Der Werdegang vom Flachs zum Leinen wird in Averbecks Speicher im Rahmen dieser sehenswerten Ausstellung anschaulich dargestellt.

Allen Heimatfreunden wird hier schon einmal ein "virtueller Einblick" gewährt.


 "Von der blauen Blume zum Hemd"




Im Mundarten-Wörterbuch "Idiotikon Osnabrugense" von Johann Christoph Strodtmann, 1756
 finden sich seltsame Begriffe, an die sich auch die diesjährige Ausstellung des Heimatvereins anlehnt:

   

Auf Schautafeln wird der Weg vom Flachs zum Leinen dargestellt:

Im April erfolgt die Aussaat des Flachses. Die Pflanzen wachsen mit einem einzigen geraden Stengel
und bringen eine blaue Blüte hervor. Daraus entwickeln sich die Fruchtkapseln mit dem Leinsamen.
Etwa 100 Tage nachdem die ersten Pflänzchen zu sehen waren, ist der Flachs reif zur Ernte.




 
Die Flachsernte - auch als  "Raufen" bezeichnet beginnt, wenn die Kapseln und Stengel der Pflanze gelblich sind.

Durch das "Riffeln" werden die Samenkapseln von der Pflanze separiert. Die Samen werden später gedroschen und für Brot und Leinöl verwendet.

Die weiteren Arbeitsschritte der Flachsbearbeitung sind "Rotten" (Rösten) und "Trocknen" der Flachsstengel.

Wenn der Flachs ausreichend trocken und spröde ist erfolgt das "Brechen".
Dabei werden mit Messern in einem speziellen Arbeitsgerät die hölzernen Stengel längs gebrochen.

Die holzigen Teile werden dann durch das "Schwingen" von den Fasern gelöst. Die abfallenden Holzteilchen sind nicht verwertbar und werden "Schäben" genannt. Daher auch der Ausruck "schäbig" oder  "der schäbige Rest".

"Risten" und "Ribben". Der geschwungene Flachs wird dann noch über eine scharfe Kante gerieben, wobei sich noch kleinere Holzsplitter ablösen. Der Flachs wird dadurch geschmeidig und ist bereit für das Hecheln.



Das "Hecheln". Auf einem hölzernen Hechelbock sind Bretter mit büschelförmig angeordneteten hochstehenden Eisenzähnen angebracht.



Der Flachs wird in diese Hechelzähne eingeschlagen und durchgezogen. Dabei werden die langen Fasern von kurzfaserigem Abfall getrennt.


Das "Spinnen"

Nach dem Hecheln können die feinen Flachsfasern zu Leinengarn gesponnen werden.

Dabei werden aus den Flachsbündeln Fasern herausgezogen und in das Spinnrad eingeführt. Das fußbetriebene Antriebsrad bewirkt, dass sich die Fasern umeinander winden und so einen Faden bilden.


Früher wurde das Spinnen oft abends in geselliger Runde gepflegt.

Dabei gab es dann lockere Unterhaltung - es wurde "geflachst".

------------------------------------------------------------------

Dieser entspannenden abendlichen Beschäftigung
entstammt wohl auch der Ausspruch:



Spinnen am Abend,
erquickend und labend.

Spinnen am Morgen,
bringt Kummer und Sorgen.




Weitere Bearbeitungsschritte sind das "Zwirnen", wobei das Leinengarn zu einem zweifachen Faden zusammengedreht wird. Dabei entsteht ein besonders starkes Garn.

Um das Garn verweben zu können muss es auf besondere Spulen gewickelt werden, das "Spulen".

Beim Spinnen wurde das Garn oft angefeuchtet. Durch das "Haspeln" wird das Garn auf einer Haspel in einem Strang aufgebracht. Dieser Strang kann getrocknet, gebleicht oder auch eingefärbt werden. Über ein Zählwerk werden die Haspelumdrehungen registriert, damit die Stränge die gewünschte Länge bekommen. Von der Haspel wird der Strang auf eine Krone gespannt um wieder auf eine Spule gewickelt zu werden - das sogenannte "Winden".

Durch das "Schären" werden die Längsfäden (Kettfäden) zu einer großen Schar zusammengebracht. Dabei werden die einzelnen Fäden durch Lochbrettchen geführt und auf einem Karussell-ähnlichen Drehgestell aufgewickelt.


Die letzte Bearbeitungsstufe ist das "Weben" des Leinengarns in einem Webstuhl, bevor das Leinentuch zu Kleidung oder Gebrauchstextilien vernäht werden kann.
---------------------------------------------------------------------------------------




Weitere Fotos von der Ausstellung:



   






Bleiben Sie gesund - oder wie die Leinenweber sagen würden:

"Bleiben Sie gut in Schuss!"


<- Heimatkundliches Museum
U.Grzonka 2016
www.heimatverein-glane.de